26.06.2025

Denkmalpflege, Campi und Künstliche Intelligenz – Studierende erkunden Venedig mit fachlicher Perspektive

Mit dem Zug starteten Ende Mai die Studierenden des Bachelorstudiengangs „Bauen im Bestand“, Richtung Italien. Das Ziel: die Lagunenstadt Venedig. Bis ins 16. Jahrhundert war Venedig eine der bedeutendsten Handelsstädte und beeindruckt noch heute unter anderem durch ihre einmalige Architektur. Grund genug für die angehenden Bauingenieurinnen und -ingenieure, gemeinsam mit ihren Dozierenden das UNESCO-Weltkulturerbe aus fachlicher Perspektive zu erkunden.

Studierende vor der Basilica di Santi Maria e Donato auf Murano

Grundstein der Denkmalpflege: die Charta von Venedig,

Der Fokus der einwöchigen Exkursion lag insbesondere auf den Themen Baugeschichte und Denkmalpflege. So lernten die Teilnehmenden Gebäude anhand von typischen Merkmalen wie Bauform oder Konstruktion zeitlich einzuordnen. Darauf aufbauend konnten sie ihre denkmalpflegerischen Kenntnisse erweitern und ausgewählte Gebäude im Hinblick auf eine mögliche Sanierung untersuchen. „Basis für einen Bestandsbau, der Denkmalpflege hinreichend berücksichtigt, ist die Charta von Venedig aus dem Jahre 1964. Sie verschriftlicht erstmals zentrale und international anerkannte Richtlinien der Denkmalpflege.“, erläutert Dozentin Anna Pier-Eiling.


Piazza San Marco und die venezianischen Campi

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der städtebaulichen Struktur Venedigs. Neben den besonderen Herausforderungen der Pfahlgründung untersuchten die Studierenden auch die öffentlichen Plätze sowie die historische Wasserversorgung der Stadt.
Auffällig: Venedig besitzt nur einen offiziellen Platz – die berühmte Piazza San Marco. Alle weiteren Plätze werden als Campi („Felder“) bezeichnet und waren historisch mit Wohnhäusern verbunden. Die Studierenden fertigten zu verschiedenen Campi eigene Zeichnungen an, um Raumverhältnisse, Gebäudestrukturen und platztypische Merkmale besser nachvollziehen zu können. Besonders interessant: die Brunnenanlagen, mit denen Venedig bis ins 19. Jahrhundert seine Trinkwasserversorgung sicherstellte.


Referate, Führungen und Architektur-Biennale 2025

Im Vorfeld erstellten die Studierenden Referate zu unterschiedlichen Themen wie Typologie der venezianischen Palazzi, die Brücken des Canale Grande oder dem Stadtteil Cannaregio, dem nördlichsten und am dichtesten besiedelten Stadtteil Venedigs. „Cannaregio liegt im Nordwesten und weist viele Wohneinheiten unterschiedlicher Epochen auf.“, erklärt Studentin Hannah Springub. „Das macht es aus Sicht der Baugeschichte interessant, da wir eine Vielfalt architektonischer Ansätze auf engstem Raum vorfinden.“, erläutert Springub.  
Weitere Highlights für die Exkursionsteilnehmenden waren die Stadtführung der ortsansässigen deutschen Architektin Anabell Gelhaar, Besuche von Museen und Ausstellungen wie dem Punta della Dogana. Der Besuch der in diesem Jahr in Venedig stattfindenden Architektur-Biennale setzte neue Impulse in Bezug auf Bestandsbau und den Einsatz Künstlicher Intelligenz in Architekturprozessen.


Weitere Informationen zum Bachelor-Studiengang „Bauen im Bestand“, den das HBZ Münster in Kooperation mit der FH Münster anbietet, finden Sie unter: https://www.hbz-bildung.de/de/studium/bauen-im-bestand.

Studierende mit Architektin Anabell Gelhaar
Studentisches Referat im nördlichen Stadtteil Cannaregio